Der Schlaganfall gilt bei vielen Menschen als reine “Alterskrankheit” und tatsächlich sind ganze 80 Prozent der Erkrankten älter als 60 Jahre. Jedoch erleiden auch deutlich jüngere Personen und Kinder einen Schlaganfall, ein Drittel der betroffenen Kinder sind gar Ungeborene im Mutterleib. 

Schlaganfall bei Kindern und Neugeborenen oft spät erkannt

Laut Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe erleiden jedes Jahr mindestens 300 Kinder einen Schlaganfall. Besonders Eltern trifft dies meist unvorbereitet. Das liegt auch daran, dass in Öffentlichkeit und medizinischer Fachwelt aufgrund der relativen Seltenheit wenig zu Schlaganfällen bei Kindern bekannt ist. Oft wird laut Deutschem Ärzteblatt schlichtweg nicht an einen Schlaganfall gedacht. 

Eine Durchblutungsstörung des Gehirns ist klassisch die Ursache eines kindlichen Schlaganfalls. Blutgerinnungsstörungen, Herz- und Gefäßerkrankungen, sowie Infektionen und Komplikationen bei der Geburt zählen sowohl zu den Risikofaktoren als auch Ursachen. 

Symptome nicht eindeutig zuzuordnen 

Bei Neugeborenen sind laut Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Krampfanfälle das häufigste Symptom eines Schlaganfalls. Besonders die mangelnde Möglichkeit der Kommunikation der Neugeborenen und die zunächst nicht vorhandene willkürliche Beweglichkeit erschweren das Erkennen eines Schlaganfalls verglichen zu Erwachsenen. Werden die Kinder älter, zeigen sich zunehmend “klassische” Symptome, wie die Halbseitenlähmung oder Sprachstörungen. 

Klassische Therapie bei Kindern selten nutzbar 

Auch bei Kindern verbessert sowohl die schnelle Diagnose als auch Therapie die Prognose nach einem Schlaganfall. Um es mit den Worten des Deutschen Ärzteblattes zu sagen “Time is Brain”. Es zählt jeder Moment, wenn es darum geht, Folgeschäden und Beeinträchtigungen bei diesen sehr jungen und sensiblen Patient:innen zu minimieren. Die Behandlung wird jedoch erschwert, weil zur Therapie kindlicher Schlaganfälle mit Methoden, die erfolgreich bei Erwachsenen eingesetzt werden, bisher keine Studien vorhanden sind. 

Telemedizin als Chance für die Versorgung 

In Deutschland gibt es bisher keine Leitlinie zur Therapie von kindlichen Schlaganfällen. Verglichen dazu sind in Ländern wie Australien, Kanada und den USA netzartig verbreitete hoch-spezialisierte Zentren zur Kinder-Schlaganfall-Behandlung vorhanden. Eine Anlaufstelle befindet sich an der LMU München, wo im Dr. von Haunerschen Kinderspital die erste Pediatric Stroke Unit etabliert wurde. 

Auch der Einsatz von Telemedizin soll dazu beitragen, dass Betroffene schnellstmöglich und umfassend betreut werden können. Denn die Rezidivrate liegt bei Kindern in der Postakutphase bei 30 Prozent.